Abendprogramm
Veranstaltungsort: WOKI, Bertha-von-Suttner-Platz 1-7, 53111 Bonn
Prolog: Eröffnungsfilm der 4. Bonner Filmfair 2016
Endstation Fortschritt?
In dem Film, Originaltitel „Surviving Progress", geht es um die Frage, wie Gesellschaft und Politik mit schwindenden Ressourcen, Hungersnöten trotz Überproduktion von Lebensmitteln und internationalen Finanzkrisen in Zukunft umgehen wollen. Ist ein radikales Umdenken erforderlich, und welche Lebensperspektiven ergeben sich daraus? Was heißt überhaupt Fortschritt? Und befinden wir uns nicht längst schon in einer „Fortschrittsfalle"? Dazu äußern sich unter anderem die Verhaltensforscherin Jane Godell, der Biologe Craig Venter und der Astro-Physiker Stephen Hawkins.
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Im Anschluss findet ein kleines Get-together statt.
Willkommens-Kultur
Neuland
Sie sind weit gereist – im Schlauchboot, im Zug, zu Fuß oder per Bus. Jugendliche, die nun in einer Integrationsklasse in Basel hoffen, ihre Vergangenheit hinter sich lassen und in der Schweiz Fuß fassen zu können. Anna Thommen zeigt in ihrem preisgekrönten Dokumentarfilm, wie schwierig dieser Weg ist und wie weit LehrerInnen ihnen dabei helfen können. „Gekonnt verwebt die Regisseurin verschiedene, einfühlsam beobachtete Geschichten. „Neuland" ist engagiert, bringt einem die porträtierten Menschen näher, entkräftet Vorurteile – ein fesselnder, sensibler und eindringlicher Film", wie es dazu auf der Homepage zum Dokumentarfilm zu lesen steht.
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Ali Ismailovski, Vorstand Flüchtlingsrat NRW
Dietmar Kappe, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR)
Albrecht W. Hoffmann, Ideenschmiede für Nachhaltigkeit (Moderation)
Mediterranea – Refugees Welcome?
Sie wollen Arbeit finden, ihre Familien unterstützen und bekommen einen Hungerlohn. Als zwei Migranten erschossen werden, kommt es zu Ausschreitungen. Mit seinem Spielfilmdebüt thematisiert Carpignano die Unruhen im süditalienischen Rosarno 2010, als Tausende MigrantInnen gegen die unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen protestieren. Einige von ihnen spielen als LaiendarstellerInnen im Film mit.
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Land ist Leben
Landraub
Ackerland wird immer wertvoller, denn jedes Jahr gehen 12 Millionen Hektar durch Versiegelung verloren. Das renditesuchende Kapital greift zudem nach den Äckern, um sich die wichtigste Ressource der Welt zu sichern. Statt Bauern bestimmen nun Kapitalinteressen weltweit über eine Fläche halb so groß wie Europa. Die Folgen für die vertriebenen Bauernfamilien sind häufig, dass sie ohne eigenes Land und Haus leben und in Firmen schuften müssen und ihren Lebensunterhalt von dem Lohn nicht bestreiten können. Die beiden Filmemacher protraitieren in ihrem aufrüttelnden Dokumentarfilm Gewinner wie auch Verlierer dieses äußerst lukrativen Geschäfts und lassen sie zu Wort kommen.
Zwischendurch mit deutschen Untertiteln
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In Kooperation mit der Volkshochschule Bonn und dem Deutsch-Afrikanischen Zentrum.
Marion Aberle, Politik-Beraterin Deutsche Welthungerhilfe
Wilfried Bommert, Vorstand Institut für Welternährung, Berlin
Klaus Thüsing, Deutsch-Afrikanisches Zentrum (Moderation)
Promised Land
In diesem Spielfilm, unter anderen mit Matt Damon, lockt ein Energie-Konzern die EinwohnerInnen einer Kleinstadt in den USA mit viel Geld. Sie sollen ihr Land für ein darunter liegendes Gasvorkommen verkaufen, das durch Fracking gefördert werden soll. Eindringlich wird das Spannungsfeld zwischen bürgerlichem Widerstand, ökologischem Gewissen und dem Traum von der Unabhängigkeit vom Öl gezeigt.
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Ohne Rechte – leben?
Unsichtbare Hände
Im Fokus der erschütternden Dokumentation von Thomas Hauer und René Kirschey steht die moderne Sklavenarbeit. Häufig sind es Kinder, die unbezahlt schuften müssen. Verletzungen werden ohne medizinischer Versorgung billigend in Kauf genommen. Ob Smartphones, Zucker, Baumwolle oder Schokolade – ohne Kinderhände ginge bei diesen Produkten international kaum noch etwas.
Informationen zum Film
Eva-Maria Reinwald, Fachpromotorin Eine Welt für Globale Wirtschaft und Menschenrechte, Südwind-Institut für Ökonomie und Ökumene
Ulla Fricke, Leiterin Bildung und Kommunikation, Don Bosco Mondo
Dr. Gisela Burckhardt, Vorstand FEMNET e.V. (Moderation)
Der Verdingbub
In seinem aufrüttelnden Film zeigt Markus Imboden die Hölle auf einem abgelegenen Bergbauernhof: Misshandlung und Qual von Kindern – mitten in Europa. Zwischen 1800 und 1950 wurden weit über 150.00 Kinder in der Schweiz auf Höfe untergebracht, oft zuvor auf Verdingmärkten wie Vieh verkauft. Ähnliches gab es mit den Schwabenkindern auch in Deutschland. Ohne Schwarz-Weiß-Malerei zeichnet der Film das harte Schicksal der Menschen in den Bergen – „basierend auf 100.000 wahren Geschichten", wie der Untertitel des Spielfilms lautet.
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Für ein besseres Leben
La buena vida – Das gute Leben
Die Wayúus leben in den Wäldern Nord-Kolumbiens. Sie jagen Wildtiere in den Bergen, sammeln Früchte und halten Hühner, Schafe und Rinder. Doch der Kohlebergbau mit der 700 Quadratkilometer großen Mine El-Cerrejón frisst sich immer tiefer in die Landschaft und bedroht die Lebensgrundlage der Wayúu. Der mehrfach ausgezeichnete Dokumentarfilm von Jens Schanze zeigt deren Kampf gegen die mächtigen Betreiber der Kohlemine wie Glencore, Anglo American und BHP Billiton, die auch deutsche Stromversorger mit Kohle beliefern. Sie versprechen den Wayúu die Annehmlichkeiten des Fortschritts, diese hingegen legen keinen Wert auf moderne und stromversorgte Häuser und auf ein „besseres Leben”.
Spanisch mit deutschen Untertiteln
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Sebastian Rötters, Banken und Kohle, urgewald, Berlin
Stefan Rostock, Fachpromotor Eine Welt für Klima und Entwicklung, Germanwatch
Richard Brand, Evangelische Landeskirche Rheinland, Düsseldorf (Moderation)
Bamako
Ein fiktiver Prozess der Zivilgesellschaft gegen Weltbank und Internationalem Währungsfonds findet in Malis Hauptstadt Bamako statt. Umgeben vom afrikanischen Alltagsleben debattieren Menschen in einem Hof darüber, wie die nördliche Welt mit der südlichen umgeht und werfen ihr vor, die Armut in Afrika zu vergrößern. Denn, so ein Argument, Abermillionen Doller fließen nicht in die soziale und wirtschaftliche Entwicklung afrikanischer Länder, sondern müssen alljährlich für die Schuldenrückzahlung aufgewandt werden. Ankläger, Zeugen und VerteidigerInnen – es sind Bauern und Arbeiter, ehemalige Lehrer, eine Schriftstellerin, Politiker und Juristen – kommen in dem unterhaltsamen Spielfilm zu Wort. Und vieles von dem, was diskutiert wird, wird durch die Kamaraführung wie beiläufig sichtbar.
Französisch mit englischen Untertiteln
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Unsere Nahrung – Eure Not
Raising Resistance
Während immer mehr Großgrundbesitzer Paraguays auf den Anbau von Soja setzen, um den weltweit steigenden Futterbedarf für die Massentierhaltung zu decken, ringen die ansässigen Kleinbauern um ihre Existenz. Sie können ihre Nahrungsmittel nicht mehr anbauen und setzen sich vielfältig zur Wehr. Für die einen ist Soja ein Geschenk des Himmels, für die anderen die Zerstörung ihrer Lebensgrundlage, wie die Dokumentation von Bettina Borgfeld und David Bernet eindrücklich zeigt.
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Almudena Abascal, Lateinamerika, FoodFirst Informations & Aktions-Netzwerk (FIAN), Köln
Dr. Michael Brüntrup, Ländliche Entwicklung und Ernährungssicherung, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
Stefan Kreutzberger, Journalist, Mitautor der Bücher zu den Filmen Taste the Waste und 10 Milliarden (Moderation)
10 Milliarden
Bis 20150 wird die Weltbevölkerung auf zehn Milliarden Menschen anwachsen. Doch woher soll die Nahrung kommen? Kann man Fleisch künstlich herstellen? Oder baut jeder bald seine eigene Nahrung an? Valentin Thurn sucht weltweit nach Lösungen, erkundet die wichtigsten Grundlagen der Lebensmittelproduktion und spricht mit Industriellen, Biobauern und Nahrungsmittelspekulanten.
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Keine Rettung in Sicht?
Wer rettet wen?
Der Dokumentarfilm deckt auf, was bei allen wirtschaftlichen „Rettungen" der letzten Jahre in Europa weitgehend verborgen blieb: Die radikale Veränderung der Gesellschaften. Die Krise dient einigen als Geschäftsmodell auf Kosten von Demokratie und sozialer Sicherheit. Einher geht damit die Umwandlung privater Schulden in öffentliche, was wiederum europäische Länder in ihren Grundfesten erschüttert. Dazu Mario Draghi, Präsident der euroäischen Zentralbank im Film: „Das europäische Sozialmodell ist Vergangenheit. Die Rettung des Euro wird viel Geld kosten. Das bedeutet, vom europäischen Sozialmodell Abschied zu nehmen."
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Helmut Pojunke, Geschäftsführer Oikocredit Westdeutscher Förderkreis
Markus Henn, Referent für Finanzmärkte, Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung (WEED), Berlin
Dr. Kai Horstmann, Geschäftsführer Gemeindedienst für Mission und Ökumene Köln-Bonn (Moderation)
The Big Short
2005: Tag für Tag werden an der Wall Street neue, waghalsige Börsengeschäfte getätigt, die Wirtschaft boomt und Arbeitslose werden mit hervorragenden Renditen und minimalem Risiko zu Villenbesitzern. Als das System zusammenkracht, profitieren risikofreudige Spekulanten davon. Der bestens besetzte Spielfilm macht eines sehr deutlich: Hier hat der Wahnsinn, also aus viel Geld noch mehr Geld zu machen, Methode.
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Bis hierhin und nicht weiter?
Work Hard – Play Hard
Schöne neue Arbeitswelt scheint der erste Blick zu sagen, doch Carmen Losmann schaut in ihrer ausgezeichneten Dokumenation hinter die Firmenwände und deckt auf, dass grenzenloses Wachstum und Gewinnmaximierung die Ressource Mensch auch auf der Leitungsebene voll erfasst hat. Das aus der Automobilindustrie stammende „Lean Management", sprich Ressourceneffizienz, wird gnadenlos auf das Management angewandt – in Form von Assessment, Change Management und Selbstoptimierung. Nichts wird mehr dem Zufall und menschlichen Regungen überlassen. „In unserer modernen Arbeitswelt bedeutet die Sanierung eines Betriebes die Sanierung der Mitarbeiter", heißt es dazu auf der Homepage zum Film.
Informationen zum Film
Dr. Saskia Dörr, Unternehmensberaterin, WiseWay
Prof. Dr. Steffen Koolmann, Fachbereich Wirtschaft, Ökonomie und Gesellschaft, Alanus-Hochschule, Alfter
Marianne Middendorf, Verein Bildung Wirtschaft Nachhaltigkeit (Moderation)
Zeit der Kannibalen
In seiner mehrfach mit Preisen ausgezeichneten bitterbösen Groteske zeigt Johannes Naber drei global agierende UnternehmensberaterInnen, die glauben, sie regierten von ihrem Hotelzimmer aus die Welt. In dieser herrscht permanenter Kriegszustand, und was für die Drei wirklich zählt, ist der Roomservice und die Optimierungstools ihrer Firma. Sie wickeln Produktionsstandorte in China, Indien, Pakistan oder Nigeria ab und zerschlagen Unternehmen. Sie entscheiden eiskalt über das Schicksal von Angestellten, kämpfen zynisch gegeneinander und behandeln ihre Geschäftspartner wie auch das Hotelpersonal herablassend. Schließlich realisieren sie, dass sie selbst um ihre Existenz kämpfen müssen. – Die Hoteltüren öffnen sich und das Chaos der Welt stürzt bedrohlich über sie herein.
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Epilog: Abschlussfilm der 4. Bonner Filmfair 2016
Demain / Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen
Der französische Aktivist und Dokumentarfilmer Cyril Dion und die Schauspielerin Mélanie Laurent, bekannt aus Inglourious Basterds, beschließen um die Welt zu fliegen und Lösungen zur Rettung der Erde zu finden. Sie verstehen ihre mit dem Cesar ausgezeichnete Dokumentation als Antwort auf den immer wieder heraufbeschworenen Zusammenbruch unserer Zivilisation in den nächsten 40 Jahren. Dennoch drängt die Zeit. In fünf Kapiteln stellen die beiden FilmemacherInnen Menschen, Firmen und Städte vor, die zeigen, welche nachhaltigeren und motivierenden Wege es bereits in der Landwirtschaft, in der Energie, in Wirtschaft, Demokratie und Bildung gibt. – Der Film macht deutlich, dass Vielfalt und Zusammenarbeit häufig dabei helfen, Antworten auf die drängendsten Fragen unserer Zeit zu finden.
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In Kooperation mit dem Institut Français, Bonn. – Im Anschluss findet ein kleines Get-together statt.