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Das war die Filmfair 2022
„Wir waren unsicher, wie die Filmfair nach der Coronazeit von den BonnerInnen angenommen wird, denn 2021 kamen mit knapp 500 BesucherInnen weniger als die Hälfte von denen, die zwei Jahre zuvor im Kino waren“, so Koordinator Albrecht W. Hoffmann. „Weder Kinobetreiber, Mittelgeber noch wir vom OrgaTeam wussten, ob unser Programm ankommt."
Was wurde gezeigt? Sieben international ausgezeichnete Dokumentar- und Spielfilme:
- Mind the Gap, Dokumentarfilm von 2019, der die Schattenseite der Globalisierung und den daraus resultierenden Herausforderungen innerhalb von Gesellschaft und Demokratie aus unterschiedlichen Blickwinkeln in Europa beleuchtet,
- Der marktgerechte Mensch, Dokumentarfilm von 2021, der darauf aufmerksam macht, dass sich aktuell bereits die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen befindet, ohne in das System von Kranken-, Renten- und Arbeitslosensystem eingebunden zu sein, und was das für sie bedeutet.
- Borga, Spielfilm von 2021, behandelt eindrücklich den Kampf von Geflüchteten und ArbeitsmigrantInnen unter harten Bedingungen in Deutschland an einem konkreten Beispiel und den mühsamen Weg, sein Leben jetzt und in Zukunft meistern zu müssen.
- Dear Future Children, Dokumentarfilm von 2020, stellt drei junge Frauen in den Fokus, die in drei Konflikten in Hong Kong, Chile und Uganda gegen Gewalt und für Aufklärung und Demokratie hartnäckig kämpfen.
- Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush, Spielfilm 2022, hat den schier aussichtslosen Kampf einer Mutter um ihren Sohn zum Thema, der seit Jahren in Guatanamo sitzt, nicht angeklagt, aber nahezu täglich gefoltert wird. Ihre Klage schließlich vor dem Supreme Court in Washington endet mit ihrem Sieg gegen den Präsidenten der USA.
- Crescendo, Spielfilm 2020. Aus Anlass einer Friedenskonferenz in Südtirol soll ein jüdisch-palästinensisches jugendorchester aufspielen. Die Konflikte und Feindschaften zwischen den Gruppen sind damit vorprogrammiert, können aber durch die Musik zu einem miteinander Gestalten überführt werden.
- Der Waldmacher, Dokumentarfilm 2021, porträtiert den australischen Agrarwissenschaftler, der 1981 in den Niger kommt, um die wachsende Ausbreitung der Wüste und das Elend der Bevölkerung mit ihr gemeinsam zu bekämpfen. Dabei entwickelt er das erfolgreiche System, die übriggebliebenen Baumstümpfe und Wurzeln wieder zu beleben und daraus Bäume zu ziehen.
Das Publikum fand die getroffene Filmfauswahl sehr gut. Deren Fokus lag auf der Frage, wie es um die demokratischen Rechte und sozialen Absicherungen der Menschen bestellt ist und welche Antworten sie geben, um gesellschaftlich notwendige Änderungen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklungsziele anzustoßen. Dabei kamen Menschen zu Wort, die mit Sorge und Wut, Verzweiflung und Ohnmachtsgefühlen auf die aktuelle Situation schauten und nach neuer Orientierung suchten, und solche, die sich entschlossen gegen erlittenes Unrecht zur Wehr setzten, gegen Gewalt und Machtmissbrauch angingen und zugleich für eine friedvolle, sozial gerechte und faire Welt kämpften.
Neben den sieben Filmabenden im Kino mit Wiederholungen am folgenden Nachmittag und den zwei Dokumentarfilmen für Schulen wurden auch zwei weitere Filme von PartnerInnen im Rahmen der Filmfair angeboten:
Zum einen der Dokumentarfilm „From Business to Beeing“ an der Alanus Hochschule, Fachbereich Wirtschaft, mit einer anschließenden Diskussion mit dem Regisseur Julian Wildgruber über den Kulturwandel im Managementbereich.
Zum anderen der französische Spielfilm „Das Land meines Vaters / Au nom de la terre“ im Institut français. Der Regisseur Edouard Bergeon behandelt dort am Beispiel seines Vaters die Situation vieler kleiner Landwirte in Frankreich, die trotz harter Arbeit und Kredite kaum Chancen haben, wirtschaftlich zu überleben.
Das Publikum im WOKI freute sich darüber hinaus über den interessierten und regen Austausch mit den ExpertInnen an drei Filmabenden und bekam neue und interessante Einblicke in die Auswirkungen des Ressourcen-intensiven Lebensstils auf die Lebensbedingungen der Menschen im globalen Süden. Die meisten der KinobesucherInnen fühlten sich durch die Filme und den anschließenden Diskussionen motiviert, sich im Alltag engagieren zu wollen, und fast alle wünschten sich die Filmfair auch im kommenden Jahr zurück.
„Mit nun 745 BesucherInnen, die insgesamt bei allen Vorführungen anwesend waren, auch bei den Partnern, war 2022 ein erfolgreiches Filmfair-Jahr. Das freut uns alle sehr“, so Koordinator Hoffmann.